Gestern war Weltfrauentag. In Berlin zum Beispiel ist das ein Feiertag, bei uns im Süden der Republik gilt der Weltfrauentag zwar nicht als gesetzlicher Feiertag. Aber deswegen wird dieser Tag nicht weniger feierlich begangen. In der Ukraine spielt dieser Tag eine große Rolle. Umso größer war die Freude bei den ukrainischen Mädchen und Frauen aus dem Vaterhaus“ in Kiew, als gestern eine süße Überraschung bei ihnen eintraf: In den vier städtischen Einrichtungen, wo die aus Kiew evakuierten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen untergebracht sind, schauten unsere ehrenamtlichen Helferinnen mit Kartons voller leckerer Muffins vorbei. Das zauberte ein Lächeln auf die Gesichter der beschenkten Frauen. Und es gab ihnen das Gefühl, ein kleines Stückchen Heimat, Wohlvertrautes auch in Freiburg zu erfahren. Denn auch zuhause wären sie unter anderen, friedlichen Umständen sicherlich verwöhnt worden.

Eine ehrenamtliche Helferin berichtet von ihrer Zeitspende in der Oltmannsstraße

Als ich morgens um 8 Uhr in den Hof komme, stehen bereits einige Menschen dort. Die Stimmung ist abwartend, gespannt. Ich sehe eine Frau, die beginnt, Zettel auf den Boden zu kleben und biete ihr direkt meine Hilfe an. Sie stellt sich als Karina vor und ich merke schnell, dass sie einen Einblick in das Geschehen hier hat. Sie bestätigt, dass sie zum wiederholten Mal hier ist. Gemeinsam bestimmen wir Orte, an denen Pakete und Kisten nach Thema (z.B. Hygiene, Medikamente, Lebensmittel, Babynahrung, Care-Pakete, Konserven usw.) abgestellt und sortiert werden. Im Laufe des Tages werden eine Vielzahl davon von Spender*innen hierhergebracht. Wie in den vergangenen Tagen bereits auch.

Nebenbei beobachte ich, wie eine ganze Ladung bereits gepackter Pakete von einem großen LKW in einen anderen umtransportiert wird und mehrere Paletten voller Kisten sowie Gehhilfen, Rollstühle, Schlafsäcke, Decken und weitere Hilfsgüter dazugeladen werden. Und schon fährt der LKW ab und der nächste kann beladen werden.

Schon bald fokussiere ich mich auf einige Tätigkeiten, um mich nicht zu verzetteln. Dazu gehört z.B. das Verpacken von Decken, Schlafsäcken oder Bettwäsche oder auch die Kartons oder Säcke entsprechend zu bekleben. Die Schilder sind alle auf Deutsch und Ukrainisch und wurden in der nebenan liegenden Montessori-Schule ausgedruckt. Dann sortiere ich mit Petra Müll und empfinde eine große Befriedigung, einfach zu agieren. Die Zeit vergeht wie im Flug. Karina ist eine große Hilfe, immer wieder wird sie von verschiedenen Menschen angesprochen und kann viele Fragen beantworten. Im Hintergrund sehe ich immer wieder Olli – „der Chef“, höre ich am Rande. Er telefoniert oder packt mit an, beantwortet Fragen und strahlt trotz allem eine gewisse Ruhe aus.

Wie erwartet werden eine Vielzahl von Spenden von Bürger*innen vorbeigebracht, sei es auf dem Fahrrad, zu Fuß oder im Kofferraum eines Autos. Eine ältere Dame bringt selbst gestrickte Kindersocken, die sie alle in der Coronazeit gestrickt hat und nun spenden möchte. Ein älterer Herr bringt die übriggebliebenen, nicht benutzten Pflegeutensilien seiner verstorbenen Frau. Viele bringen Lebensmittel und Hygieneartikel und Medikamente – alles Dinge, die dringend gebraucht werden.

Bestimmte Dinge können jedoch nicht angenommen werden, zum Beispiel Kleidung (außer warme Jacken, Socken und Mützen), da im Moment noch genug vor Ort ist. Oder bereits geöffnete oder abgelaufene Sachen.

Eine Liste mit allen benötigten Hilfsgütern ist sichtbar für die Helfer ausgehängt (und sie ist auch im Internet auf der Seite des S‘Einlädele sowie in der Infospalte rechts in diesem Blog zu finden).

Im Laufe des Vormittags kommen mehrere Schüler*innen mit Lehrpersonen von der Montessori-Schule und packen motiviert mit an. Für kurze Zeit wird es unübersichtlich und gefühlt weiß die rechte Hand nicht mehr, was die Linke tut oder schon getan hat. Aber das legt sich schnell wieder.

LKWs kommen und gehen und ich bin fasziniert davon, wie sich alles fügt – ohne jemensch, der dasteht und mit einem Mikrofon Durchsagen macht, wie es zu laufen hat.

Verpflegt werden die Helfer*innen ebenfalls. Neben Wasser, Kaffee, Tee, Brezeln und Panetone gibt es von der Montessori-Schule gegen Mittag ein Mittagessen. Als das Paketklebeband sich dem Ende zuneigt, fahre ich nach Absprache mit dem Koordinator kurzerhand zum Bauhaus. Dort kann ich den Geschäftsleiter davon überzeugen, mir 20 Rollen zu spenden, was er ohne mit der Wimper zu zucken sofort tut!

Zurück in der Oltmannsstraße traue ich meinen Augen kaum: Ein Lastwagen hat eine Ladung Hilfspakete aus dem Kinzigtal geliefert, die alle noch sortiert werden müssen! Zum Glück ist gerade die 5. Klasse der Schule zum Helfen gekommen und macht sich tatkräftig ans Werk.

Meine „Schicht“ neigt sich dem Ende zu! Es hat sich gut angefühlt, etwas ZU TUN und nicht passiv zuhause die schrecklichen Nachrichten zu verfolgen. Ich komme wieder und werde weiterhelfen!

H.S. aus Merzhausen